Keramik

Töpferhandwerk

Belegschaft der Tonwarenfabrik Carl Lehmann in Muskau, um 1900
Belegschaft der Tonwarenfabrik Carl Lehmann in Muskau, um 1900

Die in der geologischen Formation des Muskauer Faltenbogens eingelagerten tertiären Tone und der Holzreichtum der Muskauer Heide bildeten hier die Grundlage für die Entwicklung eines zunftgebundenen Töpferhandwerks.

Der Steinzeugton beginnt bei einer Temperatur von mindestens 1250°C zu sintern und bildet einen wasserdichten Scherben. Durch die Zugabe von Kochsalz in der letzten Brennphase erhalten die Gefäße ihren besonderen Glanz. Muskauer Steinzeug war bei den Käufern beliebt und bekannt. Somit wurde die Region im 17./18. Jh. zu einem bedeutenden Steinzeugzentrum Mitteldeutschlands.

Auch in der 15 km östlich der Neiße gelegenen und heute zu Polen gehörenden Region Triebel (Trzebiel) mit den Orten Teuplitz (Tuplice), Jocksdorf (Jagłowice) und Zibelle (Niwica) stellten die Töpfer Steinzeug her. Im Gegensatz zu den in Muskau meist brauen, handelt es sich hier um graue, oft leuchtend blau oder violett bemalte Gefäße. Die Produkte beider Regionen werden aufgrund ihrer Nähe und ähnlichen Entwicklung unter dem Begriff „Muskauer Steinzeug“ zusammengefasst.

Im ausgehenden 19. Jh. gelangte auch hier die nur für Bunzlau vermutete Lehmglasur und die so genannte Schwämmeltechnik zur Anwendung. Nach dem Zweiten Weltkrieg durchtrennte die Neiße das große Gebiet der Keramikherstellung.

Keramische Industrie

Deutsche Ton-und Steinzeugwerke Krauschwitz 21.04.1906

Mit Beginn der Industrialisierung drängten neue und zum Teil preiswertere Materialien wie Emaille, Glas, Steingut und auch Porzellan auf den Markt und stellten eine wachsende Konkurrenz für das traditionelle Steinzeuggeschirr dar.

Moderne Industriebetriebe entstanden und benötigten zur Verarbeitung säurefeste Steinzeugartikel. Viele kleine Handwerksbetriebe mussten aufgeben oder stellten ihre Produktion auf technisches Steinzeug um.

Der Ort Lugknitz (Łęknica), östlich der Neiße, avancierte bald zum Industrie-Vorort von Muskau. Im benachbarten Krauschwitz stellte man in der Tonwarenfabrik von Ludwig Rohrmann, später Deutsche Ton- und Steinzeugwerke, weltweit einmalige Produkte wie Behälter bis zu 6000 Liter Inhalt, Isolatoren oder Geigen aus Ton her.

An der Schwelle zum 21. Jahrhundert fand auch hier das Zeitalter der Produktion chemisch- technischen Steinzeugs ein Ende. Bereits 1991 schloss die letzte Töpferei in Muskau, nach einer 125-jährigen Familientradition. In Krauschwitz und Sagar produzieren noch heute die Töpfereibetriebe Gran, Hirche und Najorka.